Re: Ein Sender im ExilEuropa und die russische Opposition

Sendung vom 23/02/2023

Oppositionelle Russ:innen sitzen derzeit zwischen allen Stühlen. In Russland gelten sie vielerorts als Vaterlandsverräter. In der Ukraine und im Rest Europas werden sie mit Argwohn betrachtet. Besonders deutlich zeigt sich dieses Dilemma am Beispiel der Journalist:innen des russischen unabhängigen TV-Senders TV Rain, besser bekannt als Doschd.

In den Rigaer Büros und Studios von Doschd herrscht rege Geschäftigkeit. Chefredakteur Tikhon Dzyadko bereitet sich auf seine Sendung vor: Zweimal täglich moderiert er die Nachrichten. Momentan sendet der russische Sender lediglich via YouTube. Anfang Dezember hatte die lettische Rundfunkbehörde Doschd die Lizenz entzogen, weil ein Moderator seine Sympathie mit den Rekrutierten der russischen Mobilmachung ausgedrückt hatte. Nicht nur aus Lettland, sondern aus ganz Europa kamen harte Worte und scharfe Kritik.
Die Geschichte von Doschd begann 2010. Ein unabhängiger Fernsehkanal sollte ein Gegenentwurf zum Kreml-kontrollierten TV-Programm sein. Da aber unabhängiger Journalismus und Putins Regime unvereinbar sind, wurde Doschd 2014 aus dem russischen Kabelprogramm geworfen. Im März 2022, eine Woche nach Russlands Überfall auf die Ukraine, verlor er auch noch seine Website.
Die Journalisten und Journalistinnen um Chefredakteur Tikhon Dzyadko flohen ins Ausland und bauten eine neue Sendezentrale in Riga auf. Ein Sender im Exil, der nach wie vor auch in Russland über YouTube ein Gegennarrativ zur Kremlpropaganda anbietet.
Doch das Misstrauen gegenüber den russischen Journalistinnen und Journalisten ist groß, obwohl der Sender den Moderator entließ und sich öffentlich entschuldigte. Auch betonte er, was eigentlich bekannt ist: Er stehe keinesfalls auf russischer Seite in diesem Angriffskrieg.
Das Drama um den Sender und seiner Belegschaft steht stellvertretend für viele unabhängige russische Journalisten, die nicht zurück in ihre Heimat können und in Europa aber auch keine Neue finden.
Für Doschd geht es vorerst mit neuer Lizenz in Amsterdam weiter - vom Exil ins Exil.

Land

Deutschland

Jahr

2023

Herkunft

ZDF

Dauer

32 Min.

Verfügbar

Vom 23/02/2023 bis 21/02/2028

Genre

Dokus und Reportagen

Versionen

  • Untertitel für Gehörlose

Auch interessant für Sie

Die meistgesehenen Videos von ARTE

Abspielen Flick Flack Vava Dudu: Die Anti-Designerin 5 Min.

Flick Flack

Vava Dudu: Die Anti-Designerin

Abspielen Flick Flack Die Punk-Rubbelbuchstaben Letraset 6 Min.

Flick Flack

Die Punk-Rubbelbuchstaben Letraset

Abspielen Flick Flack Ein gutes Internetphänomen stirbt nie 5 Min.

Flick Flack

Ein gutes Internetphänomen stirbt nie

Abspielen Die alte Frau und der See Winter am Baikal 44 Min.

Die alte Frau und der See

Winter am Baikal