360° Reportage

Wo sich früher Straßen und weite Reisfelder erstreckten, gibt es heute nichts als Wasser. Der Ozean hat sich tief ins Land gefressen und alles überspült, was auf seinem Weg lag – Häuser, Gärten, Mangrovenwälder und Ortschaften wie den ehemaligen Küstenort Timbulsloko. Über Generationen lebten die Menschen hier hauptsächlich vom Reisanbau, nun fangen sie Fische und versuchen sich in Aquakultur.
Bei Flut steht das Wasser in ihren Häusern knietief. Betten und Stege haben sie nach oben verlegt, um nicht fliehen zu müssen – zumindest diejenigen, die geblieben sind, weil sie nicht fortziehen können oder wollen. Hier ist ihr Leben, ihre Vergangenheit, ihre Herkunft; hier ruhen ihre Toten.
So auch bei der Familie der Händlerin und Neu-Fischerin Sunarti. Ihr Sohn und ihre Eltern liegen auf dem hiesigen Friedhof, zusammen mit anderen Dorfbewohnern, die in den letzten Jahren gestorben sind. Auch der Friedhof wird langsam vom Ozean verschluckt. Zunehmend greift das Meer nach dem abgelegenen Ort und trägt ihn Stück für Stück ab.
Die Einwohner kämpfen dagegen an, versuchen, Friedhof und Häuser zu retten – mit kurzfristigen Mitteln wie Barrieren aus Autoreifen und langfristigen Maßnahmen wie dem Anpflanzen neuer Mangrovenwälder. Doch wie lange lässt sich das Wasser noch aus dem Alltag aussperren? Und wie lange halten die Menschen durch? Es ist ein Kampf gegen das Unvermeidbare. Und dennoch sind Sunarti und ihre Nachbarn entschlossen, in Timbulsloko zu bleiben. Um jeden Preis.