1992 - Die Zukunft ist noch nicht geschrieben (1/10)

Luca Pastore ist ein neuer Rekrut in der Antikorruptionsabteilung des Mailänder Staatsanwalts Antonio Di Pietro und zeichnet sich durch sein Handeln bei der Verhaftung eines Funktionärs der Sozialistischen Partei aus. Insgeheim verfolgt der junge Polizist jedoch einen persönlichen Rachefeldzug gegen den Geschäftsmann Michele Mainaghi, dessen Tochter er bald verführt. Bei der Produktionsfirma Publitalia, einer Tochtergesellschaft der Berlusconi-Gruppe, verdient sich der ehrgeizige Leonardo Notte seine Sporen, obwohl sein Privatleben auf der Kippe steht. Seine Geliebte Veronica Castello, ein Fernsehsternchen, ist ebenfalls Mainaghis Schützling...

Bauern & Springer
Die politische Geschichte Italiens bietet immer wieder unglaublichen Stoff für Drehbücher. Viele Stoffe haben sich auf die "Bleiernen Jahre" konzentriert – wie die hervorragende Serie Und draußen die Nacht von Marco Bellocchio – doch nur wenige auf eine andere Zäsur: das Ende der Ersten Republik und das Auftauchen von Silvio Berlusconi Anfang der 1990er Jahre. Die Figuren dieser spannenden und gut recherchierten Trilogie bewegen sich im Schatten des Cavaliere. Auf den Ruinen der alten politisch-mafiösen Strukturen entsteht ein neues System, das kaum moralischer ist als das vorherige. Stefano Accorsi und Miriam Leone (Die Toten von Turin) verkörpern als Spindoctor Leonardo Notte und Moderatorin Veronica Castello sehr treffend diese neoliberale Welle, in der Politik, Unterhaltung und Werbung miteinander verschmelzen. Der Machtzuwachs des Cavaliere ändert jedoch nichts an der Vergangenheit. Die tragischen AIDS-Jahre leben in Luca Pastore weiter, einem jungen HIV-positiven Polizisten auf der Suche nach Gerechtigkeit – wunderbar dargestellt von Domenico Diele. "Unter dem Pflaster liegt der Strand", rief die militante Jugend der 1970er Jahre. "Unter den Pailletten, die Tricks", erwidert die Gesellschaft zwanzig Jahre später.