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Kann die EU Länder rausschmeißen? - Info+Europe to Go - Europa-News für zwischendurch06/05/2019
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Eure tägliche Dosis Europe to Go fasst für euch zusammen, was gerade in Europa wichtig ist. Heute feiert der Eurotunnel der Brexit-Stimmung zum Trotz seinen 25. Geburtstag, sehen wir uns das Programm des sozialdemokratischen Spitzenkandidaten Timmermans mal genauer an, stellen neue Wahlprognosen die französische Parteienlandschaft auf den Kopf und ruft Italiens Matteo Salvini alte Geister.
Da gucken die Briten in die Röhre: Während sie sich von der EU abnabeln wollen, verbindet der Eurotunnel ihre kleine Insel seit 25 Jahren zuverlässig mit dem Festland. Davon hatte schon Napoleon geträumt.
Es brauchte sechs Jahre und 12.000 Ingenieure und Arbeiter, um dieses technische Wunderwerk wahr werden zu lassen. Drei gigantische Tunnel wurden gebaut, 38 Kilometer lang und 100 Meter unter dem Meer. Zum läppischen Preis von 15 Milliarden Euro – etwa doppelt so viel wie ursprünglich geplant.
Aber natürlich hat die britisch-französische Freundschaft keinen Preis. Seit der Eröffnung des Tunnels haben ihn 430 Millionen Reisende und 86 Millionen Fahrzeuge durchquert.
Der Brexit wirft jetzt natürlich ein ganz anderes Licht auf die Angelegenheit. Übrigens: Der britische Bauarbeiter, der damals den letzten Spatenstich gesetzt hat, um Großbritannien mit der EU zu verbinden, ist heute ein überzeugter Verfechter des Brexits.
Ihr wisst, die verschiedenen Spitzenkandidaten für die Europawahl stecken mitten im Wahlkampf.
Heute geht’s bei uns um den Frontmann der Sozialdemokraten. Denn Frans Timmermans tritt heute Abend in Berlin zusammen mit der deutschen SPD auf. Eine gute Gelegenheit, sein Wahlprogramm mal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Sein "Kernprojekt", wie er sagt, ist klar: Ein faires Europa soll her. Dazu braucht es ihm nach vor allem eins: Steuergerechtigkeit. Weltkonzerne will er höher besteuern - vor allem Internetgiganten wie Google und Facebook.
Für den Ottonormalverbraucher träumt er vom europäischen Mindestlohn. Allerdings könne der nicht einheitlich sein, sondern müsse am mittleren Einkommen in jedem Land berechnet werden.
Auch mit Einwanderern soll Europa fairer umgehen. Dafür sollen die Mitgliedsstaaten endlich besser zusammenarbeiten.
Ansonsten ist Nachhaltigkeit ein großes Thema in Timmermans Programm. Dem Klima zu liebe sollen wir unsere Lebensweise ändern und besser darauf achten, mit wem wir Geschäfte machen.
Falls ihr mehr über sein Programm wissen wollt: Morgen Abend führt ihn seine "Tour de Frans" ins deutsche Fernsehen. Bei den Kollegen von der ARD stellt er sich seinem Konkurrenten von den Konservativen, Manfred Weber - und den Fragen der Zuschauer. Also haut rein!
Für die Sozialisten in Frankreich sieht es gerade gar nicht gut aus. Die letzten Wahlprognosen von Harris Interactive und Epoka sagen voraus, dass sie zum ersten Mal unter die 5%-Hürde rutschen könnten. Und wer weniger als 5% der Stimmen bekommt, darf keine Abgeordneten nach Straßburg schicken.
Sowieso steht die französische Parteienlandschaft gerade Kopf. Eine andere Umfrage vom Institut Ipsos sieht zum ersten Mal das rechtsextreme "Rassemblement National" von Marine Le Pen vorne. Die Nationalisten kämen auf 22% der Stimmen - und bekämen damit mehr als die Liberalen von Präsident Macron mit 21,5%.
Matteo Salvini hat mal wieder ein krasses Tabu gebrochen. Der italienische Innenminister und Chef der rechtspopulistischen Lega hat für eine seiner Reden ein heißes Pflaster gewählt: den Balkon des Rathauses von Forli. Von dort aus hatte Faschist Mussolini 1944 dabei zugesehen, wie vier Freiheitskämpfer an den Straßenlaternen gehängt wurden.
Für Schlagzeilen hat aber auch Salvinis Rede selbst gesorgt: Sexualstraftätern müssten chemisch kastriert werden und Brüssel solle aufpassen, nicht zu einem "islamischen Kalifat" zu werden, in dem Wurst oder Wein bald verboten sein könnten.
Zwischen Inhalt und Form… ich weiß nicht, was ich da gruseliger finde.
Journalist
Anja Maiwald
Vanessa Abba
Land
Frankreich
Jahr
2019