Europe to Go - Europa-News für zwischendurch20/06/2019

In Brüssel treffen sich heute die Staats- und Regierungschefs zum ersten Mal seit der Europawahl, um eine Runde Poker zu spielen. Es ist ein kniffliges Spiel mit fünf Karten: Jeder der 28 Staats- und Regierungschefs will für sein Land einen der Chefposten in den europäischen Institutionen abfassen. Am liebsten den des EU-Kommissionspräsidenten.

Angela Merkel setzt auf ihren Landsmann Manfred Weber, der ist Spitzenkandidat ihrer konservativen Fraktion.

Frankreichs Präsident Macron sähe hingegen lieber den Franzosen Michel Barnier, der für die EU im Brexit verhandelt hat, oder die liberale Dänin Margrethe Vestager auf dem Chefsessel der Kommission… oder sogar den niederländischen Sozialdemokraten Frans Timmermans.

Aber es sind wie gesagt noch vier andere Karten im Spiel – und Frankreich und Deutschland spielen nicht nur zu zweit. Die Spitzenposten müssen mehr oder weniger gleichmäßig verteilt werden, zwischen großen und kleinen Ländern, zwischen Osten und Westen, zwischen den Fraktionen im Europaparlament und zum ersten Mal auch zwischen Frauen und Männern. Das Spiel ist also noch lange nicht entschieden!

Aber keine Sorge, beim EU-Gipfel geht's nicht nur ums Posten-Pokern. Es geht auch um die Strategie der nächsten Jahre, das Klima, Sanktionen gegen Russland, das Budget der Eurozone und Cybersicherheit. Mehr dazu gibt's morgen hier.

 

Nach den Konservativen, Grünen und Sozialdemokraten haben auch die Liberalen im EU-Parlament gestern ihren neuen Chef gewählt. Die umbenannte "Renew Europe"-Fraktion wird jetzt von Dacian Ciolos geleitet. Genug Erfahrung hat er: Er war schon mal Rumäniens Ministerpräsident und EU-Kommissar für Landwirtschaft.

Dass er sich durchsetzen konnte, verdankt er nicht zuletzt den ganzen französischen Fraktionsmitgliedern von Macrons Renaissance-Liste, die ihn unterstützt haben. Deren eigene Kandidatin musste sich ja zurückziehen, nachdem sie ein sehr ungeschicktes Interview gegeben hatte. Außerdem hat der 49-jährige Ciolos selbst lange in Frankreich gelebt und ist mit einer Französin verheiratet.

 

Stellt euch vor, ihr seid im Urlaub, irgendwo außerhalb der EU, und plötzlich ist der Reisepass weg. Verloren oder geklaut. Und natürlich gibt es da, wo ihr seid, keine deutsche Botschaft. 

Keine Panik! Die EU-Staaten haben gestern endgültig beschlossen: Auslandsvertretungen aller EU-Länder können euch Notfalldokumente ausstellen. In dem Fall könntet ihr also zum Beispiel einfach zum französischen Konsulat gehen, wo man euch weiterhilft.

Theoretisch gibt es diese Möglichkeit schon länger. Aber die alten Dokumente entsprachen gar nicht mehr den modernen Sicherheitsstandards. Also haben viele Länder aufgehört, sie auszustellen. Jetzt soll ein EU-Standard her.

Aber, Achtung Urlauber: Es müssen noch ein paar technische Details geklärt werden. Und ab dann haben die EU-Länder bis zu drei Jahre Zeit, um die neuen Rückkehrausweise in ihren Botschaften einzuführen. Zumindest auf euren nächsten Reisen solltet ihr also noch gut auf eure Papiere aufpassen!

 

Nimm mich mit nach Nimmerland! Davon träumte schon Wendy aus Peter Pan und jetzt auch die Bewohner einer kleinen Insel ganz im Norden Norwegens. Die wollen nämlich die Zeit abschaffen.

Weil die Insel über dem Polarkreis liegt, geht die Sonne dort wochenlang nicht unter. Also ist der Unterschied zwischen Tag und Nacht gar nicht so wichtig.

Unter der Mitternachtssonne spielen die Kinder von Sommarøy - auf Deutsch: die Sommerinsel - manchmal noch um 2 Uhr morgens im Garten und Papa streicht das Haus. Das behauptet zumindest eine Bürgerinitiative, die sich weniger Zeitstress wünscht. Vor ein paar Tagen hat sie dem Regionalparlament eine Unterschriftensammlung überreicht. Mal schauen, ob die Insel bald offiziell als erste zeitfreie Zone der Erde anerkannt wird.