Noch einmal oder besser gesagt schon wieder müssen die Österreicher schwitzen. Denn nachdem das Verfassungsgericht die Bundespräsidenten-Stichwahl im Mai für ungültig erklärt hatte, muss die Wahl nun wiederholt werden. Und am Sonntag, den 04. Dezember ist es soweit. Doch der Ausgang ist noch völlig offen. Bei der Wiederholung der Wahl könnte erstmals ein Rechtspopulist zum Staatsoberhaupt gewählt werden. Gemeint ist Norbert Hofer von der FPÖ. Doch sein Gegner der Grüne Alexander Van der Bellen liegt laut Umfragen gleichauf.
In der ersten Runde der Bundespräsidentenwahl im April hatte der 45-jährige Hofer die Kandidaten der beiden Traditionsparteien SPÖ und ÖVP aus dem Rennen geworfen. Sie mussten mit gerade einmal elf Prozent der Stimmen eine nie dagewesene Niederlage einstecken. Triumphieren konnte stattdessen der meist lächelnd auftretende Norbert Hofer, der mit 35 Prozent auf dem ersten Platz landete. Bei der Stichwahl im Mai gewann dann der ehemalige Sprecher der Grünen, Alexander Van der Bellen, mit einem Vorsprung von 31.000 Stimmen. Doch die rechtsgerichtete FPÖ zog wegen Unregelmäßigkeiten bei der Wahl vor Gericht – und bekam Recht. Am zweiten Adventssonntag wird die Stichwahl wiederholt.
Hofer profitiert – trotz der inzwischen zurückgegangenen Flüchtlingszahlen – von der rechtspopulistischen Welle gegen Globalisierung und Einwanderer, die ganz Europa erfasst hat. Der 45-Jährige, der infolge eines Paragliding-Unfalls am Stock geht, tritt dabei weitaus gemäßigter in der Öffentlichkeit auf als andere FPÖ-Spitzenpolitiker. Seine Devise: „Hart in der Sache, verbindlich im Ton.“ Doch auch Hofer kann anders: Der Islam ist für ihn „kein Teil von Österreich“ und seinen Gegner Van der Bellen beschimpfte er als „Kommunisten“ und „grünen Diktator“.
Durch seinen Stil gelang es Hofer, konservative Wähler für sich zu gewinnen, die früher nie die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) gewählt hätten, welcher über lange Zeit Verbindungen zu Neonazis vorgeworfen wurden. Er präsentierte sich als neues Gesicht in der Politik, während der frühere Wirtschaftsprofessor Van der Bellen oft hölzern und mit seinen 72 Jahren veraltet erschien.
Wieso sind die Rechtspopulisten derart im Aufwind? Wie konnten die traditionellen und gemäßigten Parteien plötzlich so dermaßen einbrechen? ARTE Info sucht mit Professor Peter Filzmaier und dem Wissenschaftler Jérôme Segal nach Antworten. Beide liefern uns ihre Analyse der Präsidentenwahl.
Die FPÖ - Das "Dritte Lager", das sich heute ganz anders als zu Haiders Zeiten gibt
Die FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs) ist eine rechtspopulistische Partei, die 1955 gegründet wurde. 1986 übernahm der als Demagoge bekannte Jörg Haider ihre Führung. 2000 rief die Regierungsbeteiligung der FPÖ (mit der ÖVP) europaweit heftige Kritik aus. 14 EU-Staaten beschlossen Sanktionen gegen Österreich. Die Partei, die sich selbst als „Drittes Lager“ neben den beiden traditionellen Parteien bezeichnet, ist heute im österreichischen Nationalrat, in allen neun Landtagen und vielen Gemeinderäten vertreten.
Der Platz der Grünen in der österreichischen Politiklandschaft
Die „Die Grünen – Die Grüne Alternative“ zogen erstmals 1986 in den Nationalrat ein. Sie ist heute die viertgrößte der sechs Parteien, die im Parlament vertreten sind. Gemäß ihrem Grundsatzprogramm sind ihre Werte: „basisdemokratisch, gewaltfrei, ökologisch, solidarisch, feministisch, selbstbestimmt“.
Die Kandidaten:




