Der vierteljährlich tagende Programmbeirat von ARTE Deutschland, der aus Vertreter:innen des kulturellen Lebens der Bundesrepublik besteht, berät die Geschäftsführung und die Gesellschafterversammlung in Programmfragen.
Jeder Rundfunkrat der ARD-Gesellschafter benennt ein Beiratsmitglied, der ZDF-Fernsehrat entsendet insgesamt ebenso viele Beiratsmitglieder wie die ARD. Der/die Vorsitzende des Programmbeirats erstattet der Gesellschafterversammlung von ARTE Deutschland alle 18 Monate Bericht.
Von der ARD entsandte Mitglieder: | Vom ZDF entsandte Mitglieder: |
Marliese Klees – Vorsitzende |
Dr. Richard Meng – Stv. Vorsitzender Staatssekretär a.D. |
Dr. Martina Eglauer VHS-Leitung und Geschäftsführung des Zweckverbandes Kommunale Bildung entsandt durch den Bayerischen Rundfunk |
Dr. Gabriele Köster Direktorin Magdeburger Museen |
Hildegard Klär Stellvertretende Landesvorsitzende Europa-Union Hessen e.V. entsandt durch den Hessischen Rundfunk |
Katrin Kroemer Schatzmeisterin des Deutschen Journalisten-Verbandes e.V. |
Sarah Sieber Geschäftsführerin Ehrenamt und Kommunikation, IHK zu Leipzig entsandt durch den Mitteldeutschen Rundfunk |
Dr. Gerd Landsberg Geschäftsführendes Präsidialmitglied Deutscher Städte- und Gemeindebund |
Prof. Dr. Ursula Rudnick Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e. V. entsandt durch den Norddeutschen Rundfunk |
Ulrich Lilie Präsident der Diakonie Deutschland |
Thomas von Zabern Vorstandsmitglied der Humanistischen Union e.V. – Landesverband Bremen entsandt durch Radio Bremen |
Agneta Psczolla Leiterin der Geschäftsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz |
Katja Karger Vorsitzende DGB – Bezirk Berlin-Brandenburg entsandt durch den Rundfunk Berlin-Brandenburg |
Luca Renner Vorstandsmitglied des Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland, Landesverband Thüringen e.V. |
Daniel Frey Europa-Union Baden-Württemberg entsandt durch den Südwestrundfunk |
Rainer Robra Staatsminister und Minister für Kultur, Chef der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt |
Dr. Constanze Tiwisina Abteilungsleiterin Medienregulierung, Vodafone Düsseldorf entsandt durch den Westdeutschen Rundfunk |
Dr. Dorit Stenke Staatsekretärin für Bildung, Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein |
Aktuelles
In seiner Sitzung am 12. Juni 2024 im Europäischen Parlament in Straßburg hat sich der Programmbeirat von ARTE Deutschland intensiv mit Fragen rund um die Weiterentwicklung der europäischen Plattform von ARTE beschäftigt. ARTE hatte zuletzt große politische Unterstützung von seinen Gründungsländern Deutschland und Frankreich erhalten, im Rahmen des Staatsbesuchs von Emmanuel Macron in Deutschland sowie durch einen entsprechenden Beschluss der Rundfunkkommission der Länder.
Gegenstand der Diskussionen war zudem die zunehmende Bedeutung von KI für den Mediensektor. Dabei ging es u.a. um den rasanten Anstieg von KI-generierten Beiträgen im Netz, die Bedeutung dieser Entwicklung für eine demokratische Öffentlichkeit und der Umgang von ARTE damit – durch das Festschreiben eigener Maßstäbe für inhaltlich wertvolle, aufklärende Produktionen, „Human Control“, Transparenz und Vertrauenswürdigkeit.
Im Gespräch mit der Vizepräsidentin von ARTE GEIE, Heike Hempel, wurde deutlich, dass diese Entwicklungen in der Medientechnologie und -verbreitung zu den großen Herausforderungen der kommenden ARTE-Präsidentschaft und der öffentlich-rechtlichen Medien überhaupt zählen. Diese Aufgabe könnte durch aktuelle politische Entwicklungen in Europa, soweit dadurch die medienpolitische Handlungsfähigkeit gefährdet wird, noch zusätzlich erschwert werden.
Eine der vom Programmbeirat in dieser Sitzung besprochenen konkreten Sendungen greift diese Thematik auf. Die Diskussion um „Schlaue neue Welt – Das KI-Wettrennen“ (rbb/ARTE) veranschaulichte, welche Anstrengungen es braucht, um die rasante Entwicklung von KI sowie die auch dabei marktbeherrschende Stellung großer Tech-Unternehmen immer wieder nachzuvollziehen und dabei auch klare Maßstäbe und Leitlinien im Sinne einer offenen demokratischen Gesellschaft durchzusetzen.
Der Programmbeirat war sich einig, dass die auch im Medienbereich angesichts der neuen technischen Möglichkeiten begonnenen Umwälzungen dringend medienpolitisch aufgegriffen werden müssen. Es ist wesentlich, dass auch die Gremien der öffentlich-rechtlichen Sender diesen Prozess kontinuierlich und kritisch begleiten.
(Marliese Klees / Richard Meng, Vorsitzende des Programmbeirates)
In seiner Sitzung am 21. März 2024 in München hat sich der Programmbeirat intensiv mit Fragen der Programmplanung vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte über die Rolle der Medien in der Demokratie befasst. Im Gespräch mit dem stellvertretenden Programmdirektor Kultur des Bayerischen Rundfunks (BR), Andreas Bönte, wurde deutlich, dass eine Betonung der kulturellen Vielfalt, wie sie sich in unterschiedlichen Regionen und urbanen Lebensweisen entwickelt, einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des demokratischen Zusammenhalts leisten kann. Zugleich stellen sich damit inhaltliche Herausforderungen für eine kritische und konstruktive journalistische Begleitung der gesellschaftlichen Debatten, nicht zuletzt wenn es um den Konsens bzw. Dissens des Kulturbegriffes geht.
Der Beirat begrüßt ausdrücklich, dass dabei auch Akzente bei Mut machenden positiven Beispielen gesetzt werden. Anhand der Diskussion, über die vom BR für ARTE produzierte Serie „Gute Nachrichten vom Planeten“ wurde deutlich, wie wichtig es im Programmangebot geworden ist, positive Entwicklungen neben den vielen ungelösten Problemen unserer Gesellschaften herauszuarbeiten.
In einer differenzierten Diskussion über die vom ZDF beigesteuerte Dokumentation „Gekaufte Politik? Europa in der Korruptionskrise“ wurde die Bedeutung des selbstbewussten, unabhängigen Journalismus zur Benennung demokratiepolitischer Probleme herausgestellt. Der Beirat begrüßt das Aufgreifen von Transparenzproblemen innerhalb des parlamentarischen Systems und wünscht sich eine kontinuierliche, faire journalistische Auseinandersetzung mit dem Thema.
Der Programmbeirat sieht ARTE als herausragenden Sender für solche Fragen der politischen Kultur und wünscht sich auch deshalb eine klare Prioritätensetzung für ARTE bei den weiterhin anstehenden Finanzdebatten innerhalb der öffentlich-rechtlichen Anstalten.
(Marliese Klees / Richard Meng, Vorsitzende des Programmbeirates)
Schwerpunkt der Programmbeobachtungen waren Berichte zum Terroranschlag und Krieg im Nahen Osten. Journalistisches Neuland betritt die Dokumentation „Hamas-Angriff aufs Festival – Die Überlebenden des Wüsten Raves“, die auf der Basis von Handybildern Betroffener, israelischen Drohnenaufnahmen und auch einigen wenigen Hamas-Videos sowie Gesprächen mit überlebenden Israelis den brutalen Terrorangriff auf Israel nachzeichnet (ZDF/ARTE). Die einordnende Nutzung von Privataufnahmen bei historischen Ereignissen, der sensible und zugleich aufwühlende Umgang mit dem Bildmaterial und die zeitnahe journalistische Aufarbeitung unmittelbar nach dem Ereignis sieht der Beirat als wegweisend an. Zugleich wirft der Film grundlegende journalistische Fragen auf, die durch Vor- und Nachgespräche mit dem Autor innerhalb der Sendung angemessen behandelt wurden.
Die vor dem 7. Oktober ausgestrahlte Dokumentation „Der Nahe Osten zwischen Krieg und Frieden – Machtverschiebung in der Krisenregion“ (SWR/ARTE) zeigt einen sehr guten Überblick über (geo)politische und wirtschaftliche Entwicklungen und Konflikte im Nahen Osten der zurückliegenden Jahre. Der Programmbeirat sieht diesen Film als wichtige Ergänzung zum Verständnis der Situation an, da er Zusammenhänge zeigt, die in der Tagesberichterstattung so nicht dargestellt werden können.
Diskutiert und besprochen wurden außerdem ein Beitrag zu 75 Jahren Frankfurter Buchmesse (ZDF/ARTE) sowie die Webserie „Unhappy“ mit Ronja von Rönne (rbb/ARTE).
Der Programmbeirat dankte dem scheidenden Vizepräsidenten von ARTE, Peter Weber, für die konstruktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit.
(Marliese Klees / Richard Meng, Vorsitzende des Programmbeirates)
Im Mittelpunkt der Programmbeobachtungen des Beirats standen ARTE-Dokumentationen zur jüngeren Geschichte Berlins und zur Szene der „Reichsbürger“. In der Diskussion dazu mit den verantwortlichen Redakteuren ging es immer wieder um die Aufgabenstellung eines kritischen und zugleich fairen, die Realität umfassend darstellenden Journalismus. Zur Entwicklung der Hauptstadt Berlin seit der Wiedervereinigung, dem Thema der Serie „Capital B – Wem gehört Berlin?“ (RBB), stand die Abbildung der Vielfalt der Metropole im Zentrum. Hinsichtlich der Dokumentation „Reichsbürger – Innenansichten einer extremistischen Bewegung“ (ZDF) ging es um die journalistische Aufarbeitung einer problematischen und die Demokratie herausfordernden Abwendung verschiedener Gruppierungen von der Mehrheitsgesellschaft. Hinsichtlich der weiteren Entwicklung von ARTE wurde in der Sitzung die Sorge deutlich, dass Deutschland bei der Finanzierung des deutsch-französischen Senders zurückfallen könnte, nachdem in Paris zuletzt deutliche Steigerungen für den französischen Finanzierungsanteil angekündigt wurden.
(Marliese Klees / Richard Meng, Vorsitzende des Programmbeirates)