28 MinutenHervé Le Tellier, olympische Waffenstillstand, Parlament (23.07.2024)

Der bekannte Schriftsteller Hervé Le Tellier, der mit L'Anomalie den renommierten Prix Goncourt gewann und die zweitgrößte Auflage des Literaturpreises erreichte, hat erneut zur Feder gegriffen, um das Leben eines Unbekannten zu feiern. An den Wänden seines Landhauses entdeckte der Autor unter einer Keramikfliese den Namen eines gewissen André Chaix. Auf dem Weg zwischen seinem Haus und der Dorfbäckerei stieß er erneut auf den Namen des Mannes, diesmal auf einem Kriegerdenkmal. Im Jahr 2024 jährt sich der Geburtstag des Widerstandskämpfers zum hundertsten Mal, den auf den ersten Blick nichts von den Tausenden anderen für Frankreich gefallenen Helden unterscheidet. Zu diesem Anlass beschloss Hervé Le Tellier, Nachforschungen im Archiv anzustellen. Aus dieser zufälligen Begegnung entstand ein Roman, Le nom sur le mur, der im April 2024 im Gallimard-Verlag erschien. „Ich wollte in gewisser Weise einen Unbekannten feiern, mich fragen, wer er war, und seinen Spuren folgen.“ Hervé Le Tellier ist heute in unserer Sondersendung zu Gast.

 

Anschließend werden die Journalistin und Philosophin Anna Bonalume und der Paris-Korrespondent der schweizerischen Tageszeitung „Blick“ Richard Werly zu unserer Gesprächsrunde kommen, um zwei Ereignisse der Woche zu kommentieren.

 

Rassemblement National: Kann die stärkste Partei im Parlament von den Ämtern ferngehalten werden? Der rechtsextreme RN hat seine beiden Ämter als Vizepräsident verloren und keines der wichtigen 22 Ämter in der neuen Nationalversammlung erhalten. Hintergrund ist die sogenannte „Brandmauer“ eine politische Strategie, mit der verhindert werden soll, dass die rechtsextreme Partei Machtpositionen in den parlamentarischen Institutionen besetzt. Dieses Vorgehen wirft jedoch Fragen des Pluralismus und der demokratischen Repräsentation auf. Könnten die zehn Millionen Wähler der rechtsextremen Partei sich deshalb ausgeschlossen fühlen?

 

Pause der Kampfhandlungen während der Spiele – ein süßer Traum? Das Wort ist in aller Munde. Der olympische Waffenstillstand ist eine aus dem antiken Griechenland stammende Tradition, die den Frieden während der Spiele fördern soll. Staatspräsident Emmanuel Macron hat diese Woche wenige Tage vor dem Startschuss der olympischen Spiele in Paris von einem „politischen Waffenstillstand“ gesprochen, eine Idee, die im Land bei weitem nicht von allen Parteien geteilt wird. Die Gewerkschaften drohen mit Streiks als Reaktion auf die Nichternennung eines Premierministers. Angesichts der internationalen Lage mit der Teilnahme israelischer Sportler, den Äußerungen von Innenminister Gérald Darmanin über die Sicherheit der israelischen Delegation sowie die Spannungen zwischen der Ukraine und Russland ist jedoch keine Ruhe zu erwarten.