Re: Verdrängtes LeidDie Niederlande und ihr koloniales Erbe
Sendung vom 19/12/2022
Haydie Wells kam vor mehr als 30 Jahren aus Suriname nach Amsterdam. Bis zur Unabhängigkeit 1975 war Suriname im Nordosten Südamerikas eine Kolonie der Niederlande. Haydies Urgroßmutter musste noch als Sklavin auf einer Kaffeeplantage arbeiten. Bis heute pflegt die 60-jährige Krankenschwester die Traditionen ihrer Ahnen weiter. Haydie findet, der niederländische Staat sollte Entschädigungen an seine ehemaligen Kolonien zahlen und somit das Leid ihrer Vorfahren endlich anerkennen. Offiziell entschuldigt hat sich die Regierung nun immerhin. Während die weißen Niederländerinnen und Niederländer stolz auf die makellosen Amsterdamer Grachtenhäuser – einst Waren- und Wohnhäuser wohlhabender Kaufleute – sind, leben schwarze Niederländerinnen und Niederländer wie Haydie in weniger vorzeigbaren Vierteln. Berührungspunkte mit der weißen Mehrheitsgesellschaft gibt es kaum. Das möchte Mercedes Zandwijken ändern. Die Soziologin und Psychotherapeutin ist ebenfalls Nachfahrin von surinamischen Sklaven und bringt Schwarze und Weiße zusammen an einen Tisch. Gemeinsam trinken, essen und ins Gespräch kommen, so das Konzept. Sie hofft, dass sich weiße und schwarze Niederländerinnen und Niederländer so über das gemeinsame Erbe von Sklaverei und Kolonialismus versöhnen können. Auch der 84-jährige Woody Brunings hadert manchmal mit der Ignoranz seiner weißen Mitbürgerinnen und Mitbürger. Auch er wurde in Suriname geboren, hatte deshalb nie einen anderen als den niederländischen Pass. Er ist Mitglied der „Crazy Rockers”, eine indonesisch-surinamische Band, die zu den Pionieren des Indo-Rock zählt. Es wundert ihn, dass die Geschichte der niederländischen Indonesier den weißen Niederländerinnen und Niederländer weitgehend unbekannt ist.
Land
Deutschland
Jahr
2022
Herkunft
ZDF
Dauer
33 Min.
Verfügbar
Vom 29/03/2023 bis 17/12/2023
Genre
Dokus und ReportagenVersionen
- Untertitel für Gehörlose
Gesellschaft | The European Collection