Die Kinder aus der Rue Saint-Maur
Regisseurin Ruth Zylberman hat nach dem Zufallsprinzip ein Pariser Gebäude ausgewählt, über das sie nicht das Geringste wusste. Mehrere Jahre lang recherchierte sie, um die ehemaligen Bewohner des Hauses 209 Rue Saint-Maur ausfindig zu machen und die Geschichte der Hausgemeinschaft während der deutschen Besatzung zu rekonstruieren.
Was verbirgt sich hinter den Fassaden all der Häuser, an denen wir vorbeigehen? Welche Geschichten oder Dramen spielten sich hier ab? Welche Spuren hinterlässt die Zeit? Der Dokumentarfilm „Die Kinder aus der Rue Saint-Maur“ geht diesen Fragen nach. Regisseurin Ruth Zylberman suchte quasi nach dem Zufallsprinzip ein Pariser Gebäude aus, über das sie nicht das Geringste wusste. Ein Gebäude wie viele im Norden von Paris.
Mehrere Jahre lang recherchierte sie, um die ehemaligen Bewohner der Adresse 209 Rue Saint-Maur ausfindig zu machen und die Geschichte der Hausgemeinschaft während der deutschen Besatzung zu rekonstruieren. Anhand einer Volkszählungsliste aus dem Jahr 1936 gelang es Ruth Zylberman, Zeitzeugen und einschlägiges Archivmaterial zu finden, um den einstigen Bewohnern ein Gesicht zu geben. Sie fand die Überlebenden in Paris und seinen Vororten, in anderen französischen Städten, in Melbourne, New York und Tel Aviv.
Allmählich ergab das Puzzle Sinn und enthüllte Geschichten über die Nachbarn und deren schwerwiegenden Entscheidungen. Besonders eindringlich sind die Erinnerungen der Zeitzeugen an den 16. Juli 1942, den Tag der Deportationen. Die ehemalige Concierge erinnert sich an ein Baby, das von der Mutter in die Obhut anderer gegeben wurde. Manche versteckten Juden. Bei der sogenannten Razzia des Wintervelodroms – la grande razzia du Vel d'hiv – wurden mehrere Tausend Juden von den deutschen Besatzern mit Hilfe der französischen Polizei in Vernichtungslager deportiert.
Ruth Zylbermans Dokumentarfilm zeichnet die Geschichte dieses anfangs anonymen Gebäudes nach und erzählt bruchstückhaft von den tragischen Einzelschicksalen. Es gelingt ihr, in diesem Pariser Wohnhaus, das so vielen anderen ähnelt, den „Lärm der Zeit“ wieder hörbar zu machen und an die Menschen und ihr dramatisches Schicksal zu erinnern.
Regie
Ruth Zylberman
Land
Frankreich
Jahr
2017
Herkunft
ARTE F
Dauer
101 Min.
Verfügbar
Vom 27/01/2024 bis 14/07/2024
Genre
Dokus und ReportagenVersionen
- Synchronisation