Der zweite Prager Fenstersturz

Fanal im Aufstand gegen den herrschenden Kaiser Matthias: 1618 ereignete sich in Prag ein unerhörter Akt der Gewalt. Vertreter der protestantischen Stände warfen zwei königliche Statthalter aus einem Fenster der Prager Burg. Der zweite Prager Fenstersturz markierte den Höhepunkt eines lange währenden Religionskonflikts zwischen böhmischen Protestanten und katholischen Habsburgern.
Am 23. Mai 1618 ereignete sich in der Prager Burg ein unerhörter Akt der Gewalt: Als Fanal im Aufstand gegen ihren Landesherrn, Kaiser Matthias, und dessen zum Nachfolger gewählten böhmischen König Ferdinand II. warfen Vertreter der protestantischen Stände die zwei königlichen Statthalter Jaroslav von Martinitz und Wilhelm Slavata sowie den Schreiber Fabricius aus einem Fenster der Burg. Der zweite Prager Fenstersturz markierte den Höhepunkt eines lange währenden Religionskonflikts. Im Heiligen Römischen Reich galt der Rechtsgrundsatz „Cuius regio, eius religio“ (wessen Gebiet, dessen Religion). Demnach war der Herrscher eines Landes berechtigt, die Religion für seine Bewohner vorzugeben – ein Grundsatz, der von verschiedener Seite unterschiedlich ausgelegt wurde. Wer ist der Herrscher und darf über die Religion entscheiden? Der katholische Kaiser für das gesamte Reich oder jeder Adlige in seinem jeweiligen Herrschaftsgebiet? 1618 brachte der Aufstand der böhmischen Stände eine Bewegung in Gang, die ganz Europa erfasste. Protestantischen Landesherren unter der Führung mehrerer deutscher Fürsten standen katholische Reichsstände gegenüber, geführt von den habsburgischen Mächten Österreich und Spanien. Die Auseinandersetzung drehte sich nicht allein um konfessionelle, sondern auch um politische Gegensätze. Während die Aufständischen für eine Dezentralisierung der Macht kämpften, strebten die katholischen Herrschenden eine absolute Monarchie an. Aus den regionalen Auseinandersetzungen entwickelte sich bald ein zerstörerischer Krieg. Im November 1620 unterlagen die böhmischen Stände den kaiserlichen Truppen in der Schlacht am Weißen Berg. In den darauffolgenden Jahren breitete sich der Krieg in Europa immer weiter aus. Über Dänemark, Deutschland und die Niederlande, die für ihre Unabhängigkeit von Spanien kämpften, bis hin zu Schweden und zuletzt Frankreich traten sämtliche europäische Großmächte nach und nach in den Krieg ein. Der zweite Prager Fenstersturz führte zum offenen Ausbruch eines der verheerendsten Konflikte der Geschichte. Der Dreißigjährige Krieg – der in den Niederlanden ein 80-jähriger Krieg war – hatte eine Neuordnung Europas zur Folge und sollte die Geschichte nachhaltig prägen.

Regie

Zdenek Jirasky

Land

  • Frankreich

  • Tschechische Republik

Jahr

2018

Herkunft

  • CT

  • ARTE

Dauer

86 Min.

Verfügbar

Vom 11/03/2023 bis 16/04/2023

Genre

Dokus und Reportagen

Versionen

  • Untertitel für Gehörlose

Auch interessant für Sie

Abspielen Geheimsache Rote Kapelle (1/2) 78 Min.

Geheimsache Rote Kapelle (1/2)

Abspielen ARTE Reportage Russland: Krieg, das verbotene Wort 53 Min.

ARTE Reportage

Russland: Krieg, das verbotene Wort

Abspielen Tracks East Mythen, Glaube, Krieg 29 Min.

Tracks East

Mythen, Glaube, Krieg

Abspielen Twist Kaunas 2022: Kunst trotzt Krieg 30 Min.

Twist

Kaunas 2022: Kunst trotzt Krieg

Abspielen Jack 93 Min.

Jack

Die meistgesehenen Videos von ARTE

Abspielen Jack 93 Min.

Jack

Abspielen Fritzi - Eine Wendewundergeschichte 79 Min.

Fritzi - Eine Wendewundergeschichte

Abspielen Pixies Olympia, Paris 120 Min.

Pixies

Olympia, Paris

Abspielen Re: Preiskämpferinnen Leben auf dem Polenmarkt 32 Min.

Re: Preiskämpferinnen

Leben auf dem Polenmarkt