Die Knastchefin - Porträt einer Gefängnisdirektorin
Marie Lafont, junge Leiterin eines Männergefängnisses, meistert täglich die schwierige Gratwanderung zwischen Privatleben und der Realität eines Berufs, den sie zwar selbst gewählt hat, der sie aber oft an ihre Grenzen führt. Einfühlsames Porträt des Alltags einer jungen Frau zwischen Aufopferung für den Beruf und harter Gefängnisrealität, zwischen Autorität und Menschlichkeit.
Die Justizvollzugsanstalt von Liancourt liegt vor den Toren eines kleinen Dorfes in der Picardie. Sie umfasst zwei Haftanstalten, ein Untersuchungsgefängnis und ein Jugendgefängnis. Knapp 800 Häftlinge kommen hier auf 400 Mitarbeiter – eine regelrechte „Fabrik“. Die Dokumentation führt den Zuschauer mitten hinein in die beklemmende Atmosphäre der Strafvollzugsanstalt. Sie begleitet die Leiterin, wenn sie die Häftlinge empfängt, um ihre Probleme anzuhören oder Regelverstöße zu bestrafen. Diese Treffen in den engen Gefängnisräumen wirken manchmal wie vertrauliche Gespräche, manchmal fast wie ein Nahkampf. Und ab und zu kommen auch die Wärter, um mit Marie über Schwierigkeiten bei der Arbeit oder administrative und zwischenmenschliche Probleme zu sprechen.
Die Gefängnisleiterin ist täglich dafür verantwortlich, dass der Alltag für alle „am wenigsten schlecht“ abläuft. Sie hört den Häftlingen zu und darf selbst doch keine Gefühle zeigen. Sie trifft autoritäre Entscheidungen, setzt sich für die Häftlinge ein und unterstützt die Wärter, die in der bedrückenden Atmosphäre des Gefängnisses unermüdlich ihre schwierige Arbeit leisten.
Nach einem anstrengenden Tag begibt sich Marie in ihre Dienstwohnung gleich neben dem riesigen Gefängniskomplex. In der viel zu großen Wohnung beendet die alleinstehende junge Frau oft bis spät all die Arbeit, die tagsüber liegengeblieben ist. Nach und nach entdeckt der Zuschauer, wie sehr sich Marie für ihre Arbeit aufopfert – und dabei manchmal an ihre Grenzen stößt.
Ein Aufenthalt in einer Haftanstalt verändert jeden Menschen. Marie liebt ihren Beruf, auch wenn er sie manchmal ihre Weiblichkeit kostet. Langsam und diskret öffnet Marie die Türen zu „ihrem“ Gefängnis und gewährt dem Zuschauer seltene Einblicke in einen weitgehend unbekannten Beruf.
Regie
Eve Duchemin
Land
Frankreich
Jahr
2016
Herkunft
ARTE F