Im vorletzten Kriegsjahr 1944 hinterließen die deutschen Besatzer ein verwüstetes Griechenland: hunderttausende getötete, zehntausende verhungerte Menschen, Massaker in mindestens hundert anschließend zerstörten Dörfern und eine fast komplett zerstörte Infrastruktur. Haben die ehemaligen Besatzer dafür ausreichend Wiedergutmachung geleistet?
Nein, sagt der deutsch-griechische Historiker Hagen Fleischer. Er ist einer der Wissenschaftler, der findet, dass Deutschland auf die griechischen Forderungen eingehen sollte. Sein Argument: In Griechenland sei der Nachholbedarf in Sachen Reparationen gewichtiger als anderswo. Auch "weil fast alle anderen betroffenen Staaten nach 1945 in weit höherem Maße die Gelegenheit nutzten, sich selbst zu entschädigen – durch Annektierung deutscher Territorien, Enteignung des Besitzes deutscher Minderheiten, Zwangsarbeit deutscher Kriegsgefangener, Demontage von Industrieanlagen und Zwangsexport deutscher Rohstoffe." Griechenland hatte Ende der 1950er-Jahre eine Opferentschädigung von 115 Millionen Mark bekommen, auch damals vermied man das Wort "Reparationen", um keine weiteren Begehrlichkeiten zu wecken.