Ein Petro gegen einen Barrel Öl
Um den Investoren seine Kryptowährung schmackhaft zu machen, hat Nicolas Maduro die einzige Waffe eingesetzt, die er hat: Öl. Der Wert der Petros basiert auf den Reserven des schwarzen Goldes zu einem variablen Preis von mindestens 60 Dollar – dem Gegenwert zu einem Barrel venezolanischem Öl. Wenige Tage nach seiner Einführung verkündete Caracas stolz, es seien schon Vorverkäufe in Höhe von vier Millionen Euro registriert, hauptsächlich an russische und chinesische Investoren. Doch sechs Monate später wurden noch kaum Transaktionen ausgeführt.
Vor allem, weil die US-Regierung die Kryptowährung boykottiert und ihren Bürgern die Verwendung untersagt hat. Die anderen internationalen Akteure halten sich zurück. „Vertrauen entsteht durch die wirtschaftliche Dynamik eines Staates und durch solide staatliche Institutionen.“, erklärt Christophe Destais. „Venezuela, jedoch, bietet keines von beiden.“ Zu diesem Schluss kommt auch der Unternehmer Jean-David Benichou. Er unterstreicht, dass weder er selbst noch sonstige internationale Akteure, welche Kryptowährungen nutzen, in Petros investiert haben: „Ihre Ausgabe wird nicht kontrolliert, also weiß man weder, wie viele es geben wird, noch, ob das von Dauer ist.“, so sein Argument. „Und niemand kann ein Barrel Öl verlangen und sagen: ‚Hier habe ich einen Petro, gebt mir den Gegenwert dafür.‘“
Eine Waffe gegen die USA
Venezuela hat nicht als einziges Land in Digitaltechnik investiert. Der Iran, Russland und China erwägen ebenfalls die Einführung einer eigenen Kryptowährung. Getauft wurde die neue virtuelle Währung Chinas vorläufig DCEP (Digital currency electronic payment) und könnte sogar die derzeitigen Geldscheine und Münzen verdrängen. In Europa forderte der deutsche Finanzminister Olaf Scholz bei einem Europagipfel im Mai, die EU müsse dringend virtuelle Währungen entwickeln. Die Motivation ist für jeden Staat die gleiche: Das eigene Zahlungssystem immuner machen gegen US-amerikanische Entscheidungen.
„Die USA setzen den Dollar immer mehr zu diplomatischen, zu politischen, ja sogar zu geschäftlichen Zwecken ein.“, betont Christophe Destais. „Sie kontrollieren internationale Zahlungen und zwingen anderen wirtschaftlichen Akteuren ihre Vorstellungen auf.“ Davon zeugen die jüngsten Handelskriege zwischen Brüssel und Washington bzw. Peking. Vor diesem Hintergrund ist die Sicherheitstechnologie Blockchain für viele Länder verlockend.