Vor allem für weibliche Performerinnen ist die unregulierte Industrie ein hartes Geschäft. Oft sind es junge Darstellerinnen die mangels Erfahrung und Konkurrenzkampf nicht das Selbstbewusstsein haben, um auf ihre Rechte zu bestehen. Im Arbeitsalltag bedeutet das, dass Gesundheitstests vernachlässigt und Scripts nicht vorab geschickt werden. Oder am Set Druck ausgeübt wird härtere, nicht abgesprochenen Szenen ohne Verhütung zu drehen.
Einer der Hauptgründe ist strukturell bedingt. Das Pornobusiness ist immer noch eine von Männern dominierte Industrie, die Filme aus männlicher Perspektive hautsächlich für Männer produziert. Aber diese Zeiten ändern sich. In den letzen Jahren hat sich eine Bewegung formiert, die den Anspruch hat faire, „ethisch korrekte“ Pornos zu drehen, oftmals auch als feministische Pornos bezeichnet.
Eine Koryphäe und Leitfigur, die diese Debatte mit entfacht hat, ist die mehrfach ausgezeichnete schwedische Regisseurin und Buchautorin Erika Lust. Ihre Arbeit steht exemplarisch für eine neue Welle von feministischen Filmemacherinnen die versuchen die von männliche Machtstrukuren durchzogene Industrie anzufechten. Ihre Mission: Mit neuen Erzählweisen, fairer Bezahlung und sicheren Arbeitsstrukturen eine anspruchsvolle Alternative zum Mainstreamporn zu bieten.
Die Produktionen von Erika Lust haben einen hohen ästhetischen, filmischen Anspruch und legen Wert auf Diversität in Bezug auf Alter, Körper und Geschlecht. Vor allem: Die Produktion muss ethisch korrekt sein.
Das bedeutet konkret, dass sie sich bei Castings viel Zeit nimmt um Vertrauen herzustellen und die zu spielenden Szenen im Detail durchspricht. Die Darstellerinnen haben ein Mitspracherecht bei Ihren Drehpartnern und Allergie-Checks, Bluttests und gerechte Verträge sind feste Vorrausssetzungen. Hinter der Kamera besetzt Lust alle Schlüsselpositionen von Frauen.