Doch ein deutsches Äquivalent gibt es nicht. Martin Villinger vom Deutsch-französischen Institut in Ludwigsburg war selbst vor langer Zeit verpacst. Dann zog er mit seiner französischen Freundin nach Deutschland. Dort galten sie wieder als unverbunden und beschlossen, doch noch „richtig“ zu heiraten. Wäre er in Frankreich geblieben, hätte er wahrscheinlich nie geheiratet. „Ich denke, der Bedarf wird von der deutschen Gesellschaft nicht gesehen“, sagt Villinger. Die Deutschen haben die Ehe, das reiche doch. „Außerdem wäre die deutsche Verwaltung über diesen Mehraufwand sicherlich nicht glücklich.“
Ein Pakt ohne Romantik
Doch was ist der PACS genau? Wer sich „verpacsen“ möchte, geht ins Rathaus. Dort unterschreibt das Paar ein Formular, welches die Solidarität zueinander bezeugt. Benötigt werden dann noch die Ausweise und Geburtsurkunden, jedoch keine Trauzeugen. Alles in allem dauert die Zeremonie, die diesen Namen eigentlich nicht verdient, nur ein paar Minuten. Kitsch und Romantik haben beim PACS keinen Platz. Es geht um Klarheit und Anerkennung.
Wie bei der Ehe haben Verpacste Vorteile bei Erb- und Steuerangelegenheiten. Falls einem von beiden etwas zustößt, erkennen die Krankenhäuser die Verbindung an, der unversehrte Partner erhält Besuchs- und Informationsrecht. Ansonsten kann jedes Paar individuell seinen Vertrag ausarbeiten. Zum Beispiel ob es Gütertrennung oder Gütergemeinschaft möchte.
Keine Sicherheit im Todesfall
Doch es gibt auch Unterschiede. Die Wichtigsten betreffen den Todesfall und die damit verbundene Nachlassregelung. Damit der hinterbliebene PACS-Partner das Erbe des Verstorbenen bekommen kann, braucht es ein Testament oder eine offizielle Schenkung. Außerdem ist der Hinterbliebene auf keinerlei Art abgesichert, während ein Ehegatte Pensions- oder Rentenansprüche hätte. Die Verbindung gilt zudem ausschließlich in Frankreich. Im Ausland werden die Verpacsten weiterhin als ledig erklärt. Den Namen des anderen dürfen die Verpacsten auch nicht annehmen. Was Kinder angeht, gemeinsame oder aus früheren Beziehungen, gibt es keine Regeln im PACS. Bekommt ein PACS-Paar ein Kind, muss der Vater das Kind offiziell anerkennen. Bei einer Ehe wird er automatisch als Vater in die Geburtsurkunde eingetragen.
Eine stabile Verbindung – jederzeit kündbar
Der wohl größte Vorteil dieser Verbindung ist die Unverbindlichkeit. So schnell man verpacst ist, so schnell ist man auch wieder entpacst. Es reicht eine Anfrage an den Gerichtsdiener oder den Standesbeamten um den PACS zu annullieren. Dabei müssen sich nicht mal beide Partner einig sein. Es reicht, wenn einer von beiden den PACS auflösen möchte, der Gerichtsdiener benachrichtigt dann den Verlassenen.
Doch so einfach die Aufhebung des PACS auch ist, in der Praxis geschieht dies weniger als bei Eheschließungen. Der PACS ist stabiler – und beliebter. Während die Zahl der Eheschließungen leicht abnimmt, steigen die des PACS seit einigen Jahren kontinuierlich. Im Jahr 1999 waren es nur 6 151. Im Jahr 2017 wurden schon 193 950 PACS registriert. In manchen Städten Frankreichs, wie zum Beispiel Toulouse, übersteigt die Anzahl der PACS sogar schon die der Eheschließungen. Das typische PACS Paar lebt laut Untersuchungen eher in der Stadt als auf dem Land, ist jung und aus dem akademischen Milieu. Doch von Jahr zu Jahr verschwimmt dieses Stereotyp und der PACS verbreitet sich auch auf dem Land und in allen Alters- und Gesellschaftsschichten.
Die eingetragene Lebenspartnerschaft – der deutsche PACS?
Vor 20 Jahren war der PACS hauptsächlich für homosexuelle Paare eingeführt worden. Genauso wie die eingetragene Lebenspartnerschaft in Deutschland. Diese war jedoch von Anfang an auf homosexuelle Paare beschränkt und sollte der eigentlichen Ehe in ihren Rechten und Pflichten möglichst nahe kommen. Die eingetragene Lebenspartnerschaft war bürokratisch ähnlich aufwändig wie eine klassische Ehe und hatte im Großen und Ganzen keine Vorteile. So bestand seitens der heterosexuellen Paare kein Interesse an dieser Verbindung. Mit der Einführung der Ehe für alle 2017 wurde sie abgeschafft. Seitdem gibt es in Deutschland nur noch das klassische Ehemodell. Einen PACS, ähnlich wie in Frankreich gibt es auch in Österreich, Luxemburg, Belgien, Island, Italien, in den Niederlanden, auf Malta, in Polen und Spanien.
Braucht Deutschland einen PACS?
Doch würde ein PACS auch in Deutschland Sinn machen? Das Konzept ist den meisten Deutschen fremd. Dennoch gab es in der Vergangenheit immer wieder Diskussionen über die Einführung eines „Partnerschaftsvertrags“. 1997 brachten die Grünen dieses Thema auf die Agenda des Bundestags. Später forderten auch SPD und FDP dazu auf, „neue Lebensformen abzusichern und zu schützen“. Das Bundesjustizministerium sagt auf Anfrage: „Ein Bedarf für eine Verrechtlichung der nichtehelichen Lebensgemeinschaft wird derzeit seitens der Bundesregierung nicht gesehen.“