Was hat Sie an der Rolle des Pastors Johannes Krogh gereizt?
Johannes ist eine spannende Figur mit einer sehr menschlichen Ambivalenz: Er ist ein ausgezeichneter Pastor, aber in seinem Privatleben jämmerlich. Sein Vater, selbst auch Pastor, hat ihm das Gefühl vererbt, die Last der ganzen Welt auf den Schultern zu tragen, und die seltsame Glaubensvorstellung, dass man als Diener Gottes einen direkten Zugang zu Gott haben kann. Für mich hat das nichts mit der lutherischen Schule zu tun. Diese Last überträgt er auch auf seine beiden Söhne, denen er absolut unrecht tut. Er täuscht sich in ihnen und weist den älteren Sohn Christian zurück, den er fälschlicherweise für den Schwächeren hält, während tatsächlich der jüngere Sohn August, der dann selbst Pastor wird, wesentlich instabiler ist. Als Vater ist er grauenhaft. Und als Ehemann ebenfalls: Er liebt seine Frau Elisabeth, aber anstatt mit ihr zu reden, hat er sie auf einen Sockel gehoben, was ihre Beziehung unmöglich macht. Johannes geht fremd und hat ein ernstes Alkoholproblem. Ich habe ihm eine Vergangenheit als künstlerisch begabter junger Mann erfunden, der gern Maler geworden wäre, aber dessen Talent vom Vater unterdrückt wurde, weil er Pastor werden sollte, und der aus diesem Frust heraus zu einem zornigen Menschen wurde. Seine Verirrungen und Fehlurteile berühren mich, außerdem mag ich die Entschlossenheit und die Abgebrühtheit, die sich auch bei seinem Sohn Christian zeigt.