Monsanto-Top-Produkte wie Roundup werden ihren Namen behalten, aber in Zukunft das Bayer-Logo tragen. Bayer will mit dem Kauf seine Position in seinen beiden Hauptsparten Gesundheit und Landwirtschaft stärken. Dazu muss es aber das Negativ-Image von Monsanto loswerden.
Denn das US-Unternehmen hatte seit seiner Gründung 1901 immer wieder Skandalprodukte im Regal: PCB, krebsauslösende Chlorverbindungen, die seit 2001 weltweit verboten sind, das aus dem Vietnam-Krieg berüchtigte Agent Orange, Aspartam, der Süßstoff mit Nebenwirkungen, gentechnisch veränderte Nutzpflanzen und zuletzt Glyphosat, das Breitband-Herbizid unter Krebsverdacht.
In Frankreich wurde Monsanto 2007 erstinstanzlich zu einer Schadenersatzzahlung an Paul François verurteilt, einen Landwirt, der sich mit dem Herbizid Lasso vergiftet hatte. Zehn Jahre später läuft das Verfahren immer noch, das Opfer hat noch keinen Cent gesehen. Im Oktober 2016 hat ein internationales Bürgergericht aus Landwirten, Wissenschaftlern und Umweltaktivisten Monsanto des Öko-Mordes schuldig gesprochen. Was Bayer an dem US-Unternehmen mit 169 Millionen Dollar Jahresgewinn besonders interessiert, ist seine dominierende Position auf dem Markt der Pflanzensamen, auf den die Deutschen schon lange schielen.
Bayer wird Weltmarktführer in der Agrochemie
57 Milliarden Dollar hat Bayer für seinen Hauptkonkurrenten hingelegt: die teuerste Erwerbung, die ein deutsches Unternehmen je getätigt hat. „Wir werden unser eigenes Know-how mit dem von Monsanto kombinieren können“, lautet das Argument des Bayer- Frankreich-Chefs. Nach der Vereinigung der Bereiche Gesundheit und Landwirtschaft wird der Konzern das gesamte Produktionsfeld von A bis Z kontrollieren. Sein Ehrgeiz: „im Bereich Ernährung und Umwelt sämtliche Bedürfnisse aller Landwirte weltweit abzudecken.“
Um ein erdrückendes Monopol zu vermeiden, wurde der Kauf zwanzig nationalen Kartellbehörden zur Genehmigung vorgelegt. Einige, darunter die in Brüssel und Washington, haben Bedingungen gestellt. So muss Bayer etwa Aktiva in Höhe von 7,7 Milliarden Euro an seinen deutschen Konkurrenten BASF verkaufen, darunter Lizenzen für das Unkrautvertilgungsmittel Liberty und einige Produkte der Samen-Sparte. „Der Kauf wird erst dann rechtskräftig, wenn die US-Behörden diese Abtretungen für vollzogen erklären, was bis Ende des Sommers der Fall sein sollte“, erklärt Bayer France.
Der dann endgültig konstituierte neue Bayer-Konzern rechnet mit einem Gesamtumsatz von 45 Milliarden Euro. Damit sollte er sich behaupten können, obwohl die Chemiebranche auch anderswo von Konzentrationsbewegungen gekennzeichnet ist: 2016 tat sich der Schweizer Konzern Syngenta mit dem chinesischen ChemChina zusammen, die beiden US-Marktführer DuPont und Dow Chemical haben ebenso fusioniert. Die drei Giganten kontrollieren inzwischen mehr als die Hälfte des Agrochemie-Weltmarkts.