Lösungen existieren
Für Jules Coignard beweist die gegenwärtige Krise, dass unser Wirtschaftsmodell an seine Grenzen stößt. „Seit der industriellen Revolution haben Frankreich und die anderen industrialisierten Länder eine lineare Wirtschaft entwickelt, die darin besteht, Ressourcen zu entnehmen, umzuwandeln und wegzuwerfen“, erklärt er. Doch mit der Zeit werden die natürlichen Ressourcen weniger und die Abfälle sammeln sich an. Dieser Kreislauf müsse durchbrochen werden, so Coignard, indem besser mit den natürlichen Ressourcen gewirtschaftet werde, sei es durch Wiederverwendung, Wiederinstandsetzung oder Wiederverwertung, so dass eine Art geschlossener Kreislauf entstehe, bei dem weit weniger Abfälle produziert werden. Bevor er sein Unternehmen gründete, unternahm Jules Coignard eine Weltreise durch 20 Länder, bei der er 150 Initiativen kennenlernte, die dieses Modell der Kreislaufwirtschaft verwenden. „Das, was mich auf meiner Reise überrascht hat, ist, dass es unglaublich viele Lösungen gibt, auf allen Kontinenten, in allen Ländern, in denen ich war.“
Wiederverwenden, Wiederverwerten oder Ersetzen
Seit einigen Jahren kämpft Zero Waste France dafür, in Frankreich den unverpackten Verkauf zu etablieren und für die Wiederaufnahme eines Pfandsystems wie in Deutschland und Belgien. Dadurch würde weniger Wasser und weniger Energie verbraucht und die Produkte könnten gesammelt werden, ohne dass man zusehen müsste, wie sie sich in wilden Müll verwandeln.
„Man muss wissen, dass es in Frankreich bis in die 70er-80er Jahre ein Pfandsystem gab“, erinnert Jules Coignard. Doch dann ersetzten die Behörden nach und nach den Pfand durch ein Sortier- und Recycelsystem. Ein weiteres inspirierendes Beispiel: die japanische Stadt Kamikatsu, die seit 2003 ihre Abfälle in 45 Kategorien einteilt. Das Ergebnis, die Stadt recycelt 80% ihres Mülls. Es beschäftigen sich auch zahlreiche Start-ups mit der Kreislaufwirtschaft. Dem kalifornischen Start-up Newlight Technology ist es gelungen, aus Kohlenstoff Bioplastik herzustellen. Ein anderes Beispiel ist Ecovative aus New York, das Styropor durch ein Material ersetzt, das es aus biologisch abbaubaren Pilzen gewinnt.
Keine Zeit zu verlieren
In Frankreich haben zahlreiche Start-ups und Unternehmen nicht erst auf die Regierung gewartet, um Lösungen anzubieten. In Lille hat das Start-up ‚Jean Bouteille‘ mit dem Verkauf in wiederverwendbaren Flaschen den Pfand wiedereingeführt. In Pantin, im Pariser Banlieue, hat das Sortierzentrum ‚Lemon Tri‘ ein partizipatives Sortiersystem entwickelt. Für Jules Coignard müssen diese Initiativen vermehrt unterstützt werden. „Das menschliche Wirken auf der Erde ist für 80% des Mülls in den Meeren verantwortlich“, schlussfolgert der junge Unternehmer. „Es ist also am Menschen, seine Fehler zu korrigieren.“